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The "Aktion 1005"
by Jens Hoffmann


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Im ersten Teil gebe ich einen allgemeinen Überblick zur „Aktion 1005” oder „Enterdungsaktion” genannten Verwischung von Mordspuren an Tatorten von Massenexekutionen in Osteuropa durch nazideutsche Täter. Ich werde kurz die Motive der Auftraggeber in Staatsführung und Reichssicherheitshauptamt beleuchten sowie die einem bestimmten Schema folgende Organisation, Vorbereitung und Durchführung der Spurenverwischungen durch die verschiedenen Sonderkommandos 1005 an Tatorten in der Ukraine, in Weißrussland, Serbien, Russland, Polen, Estland, Litauen und Lettland zwischen Frühjahr 1943 und Ende 1944 darstellen. Die deutsche Täter, Angehörige des Sicherheitsdienstes (SD) und Kommandos der Ordnungs- bzw. Schutzpolizei, zwangen Häftlinge aus örtlichen Gefängnissen, Ghettos oder Kriegsgefangenenlagern zur Öffnung der Massengräber, zur Exhumierung der Leichen und zur Verbrennung der Toten auf Scheiterhaufen. Am Ende der Arbeit wurden die mehrheitlich jüdischen Arbeiter in der Regel von deutschen Kommandoangehörigen erschossen und ihre Leichen verbrannt. An einigen Tatorten jedoch, etwa in Babi Yar bei Kiew, in Lwów, Kaunas und Vilnius, gelang einigen Arbeitshäftlingen die Flucht. Paul Blobel, der Koordinator der als „Geheime Reichssache” klassifizierten Spurenverwischungen, wurde 1948 in Nürnberg zum Tod verurteilt und 1951 im Kriegsverbrechergefängnis von Landsberg gehängt. Einige Führer von 1005-Kommandos - etwa Arthur Harder, Max Krahner, Hans Sohns, Otto Zietlow und Walter Schallock - erhielten Haftstrafen. Die große Mehrheit der Täter blieb juristisch unbehelligt.

Im zweiten Teil des Vortrages werde ich die „Aktion 1005” an den verschiedenen Tatorten in Riga und Umgebung zwischen Anfang April und Ende September 1944 rekonstruieren. Bei den Tätern handelte es sich um das von Walter Helfsgott geführte Sonderkommando 1005 B, das Ende August 1943 in Dnjepopetrowsk zusammengestellt worden war und vor seiner Ankunft in Riga bereits die Spuren von Massenmorden an verschiedenen Tatorten in der Ukraine ausgelöscht hatte. In Riga ließ das aus 6 bis 8 SD-Angehörigen und mindestens 40 Ordnungspolizisten bestehende Kommado Massengräber an den Erschießungsstätten in Rumbula und Bikernieki öffnen und die Leichen von mindestens 20.000 erschossenen jüdischen Männern, Frauen und Kindern verbrennen. Zur Arbeit an den Gräbern und Scheiterhaufen wurden insgesamt ca. 80 jüdische Gefangene aus den Konzentrationslagern Salaspils und Kaiserwald gezwungen. Am Ende der Spurenverwischungen ließ Helfsgott alle Arbeiter erschießen und ihre Leichen verbrennen. Das Kommando 1005 B verließ Riga Ende September 1944 per Schiff. Nach kurzem Aufenthalt in Danzig fuhren Helfsgott und seine Männer per Eisenbahn Richtung Süden und wurden bis zum Ende des zweiten Weltkrieges als Angehörige der von Paul Blobel geführten Einsatzgruppe „Iltis” im österreichisch-jugoslawischen Grenzgebiet zum Kampf gegen jugoslawische Partisanen eingesetzt. Die „Aktion 1005” in Riga war u.a. Gegenstand des Strafverfahrens gegen Hans Sohns, Fritz Zietlow, Walter Helfsgott und Fritz Kirstein vor dem Schwurgericht Stuttgart. Die Richter verurteilten Sohns und Zietlow am 13. März 1969 wegen Beihilfe zum Mord zu Haftstrafen von 4 Jahren bzw. 2 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus, die Angeklagten Helfsgott und Kirstein wurden freigesprochen.

Der Vortrag zur „Aktion 1005” in Riga ist Teil seiner im Herbst 2008 bei Konkret veröffentlichten Untersuchung >Brände - „Aktion 1005”, Auslöschung der Spuren von Massenverbrechen durch die deutschen Täter<, in der die Spurenverwischungen in den Vernichtungslagern und an den Tatorten der Einsatzgruppen des Reichssicherheitshauptamtes im Zusammenhang dargestellt werden.
Die 2. Auflage des Buches erschien 2010.

Jens Hoffmann ist Historiker. Er lebt in Berlin und schreibt für die konkret.
Nach dem Symposium kam er zurück nach Kuldiga, um die Lebensgeschichte von Ruth Fridlendere aufzuzeichnen. Das Buch dazu erschien im Oktober 2010 bei konkret. > > > mehr


Jens Hoffmann is a historian. He lives in Berlin and is writing for „konkret”.

His book about the operation 1005 came out in Oktober 2008. ››› more. A second edition was published in 2010.

His book with the life story of Ruth Fridlendere, whom participated also in the symposium, was one of the outcomes of the symposium. It was published in October 2010 at Konkret-Verlage, Hamburg. ››› more


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